Psychoanalyse
Die Psychoanalyse wurde von Sigmund Freud begründet, der das psychische Erleben erstmals in die Bereiche Unbewusstes, Vorbewusstes und Bewusstsein gliederte. Große Bedeutung kommt im psychoanalytischen Prozess der Arbeit mit Abwehrmechanismen (Verdrängung, Verleugnung, Projektion etc.) zu, die in der frühen Kindheit als Schutz gegen bedrohliche Erlebnisinhalte aufgebaut werden, sich verfestigen und im Erwachsenenleben oftmals Einengungen und Blockierungen bewirken.
Ziel der psychoanalytischen Behandlung ist es, Einschränkungen im Erleben des Klienten dadurch zu beheben, dass Unbewusstes bewusst gemacht wird. Dies geschieht vor allem durch die Freie Assoziation (alles, was dem Klienten in den Sinn kommt, soll unzensiert geäußert werden) und durch die Analyse der auftauchenden Übertragungsphänomene. Der Analytiker bewahrt eine gleichschwebende Aufmerksamkeit, d. h. er nimmt alle vorgebrachten Äußerungen möglichst selektionsfrei, unvoreingenommen und nicht wertend wahr und hilft, diese durch Deutung ihres verborgenen Sinnes zu entschlüsseln. Zudem hält sich der Analytiker hinsichtlich persönlicher Äußerungen weitgehend zurück (Abstinenz), um Übertragungen, d. h. die Verschiebung von Gefühlen, Einstellungen und Verhaltensweisen des Analysanden gegenüber früheren Bezugspersonen auf den Therapeuten zu fördern.
Ursprünglich kam die Psychoanalyse ausschließlich im Einzelsetting zur Anwendung, seit den 1950er Jahren gewinnen aber auch gruppen- und familienanalytische Methoden zunehmend an Bedeutung.
(nach: Stumm / Brandl-Nebehay / Fehlinger: „Handbuch der Psychotherapie und psychosoziale Einrichtungen“ 1996)